Warum wir jedes Jahr stolpern: Ein Blogartikel für alle, die sich nach einer ruhigen, echten Adventszeit sehnen.
Warum wir jedes Jahr wieder in denselben Strudel geraten
Jedes Jahr beginnen wir die Adventszeit mit den besten Vorsätzen:
Dieses Mal mache ich es ruhiger. Dieses Mal lasse ich mich nicht hetzen. Und dann passiert doch wieder das Gegenteil.
Die Wochen vor Weihnachten sind voller Magie und voller Erwartungen:
Wir wollen es schön haben, stimmungsvoll, harmonisch. Gleichzeitig jonglieren wir Termine, Geschenke, Jahresabschlüsse und familiäre Verpflichtungen.
Unser Körper reagiert berechenbar: Cortisol steigt, Schlaf wird leichter, Emotionen schneller.
Ayurvedisch gesprochen erhöht sich Vata, die Energie der Bewegung, der Unruhe und des inneren Windes. Gerade im Winter, der von Natur aus Vata-betont ist, wird dieses Prinzip noch verstärkt.
Wir spüren das … und machen trotzdem weiter.
„Nach Weihnachten ruhe ich mich aus“, denken wir…
Eine der größten Selbsttäuschungen dieser Jahreszeit.
Weihnachten: Fest der Liebe… und der überhöhten Erwartungen
Auch hier ertappen wir uns jedes Jahr aufs Neue: Wir wünschen uns Harmonie, Nähe, Verbundenheit. Und glauben oft, wir müssten sie über perfektes Essen, stimmungsvolle Atmosphäre oder diplomatische Familiengespräche herstellen.
Doch Reisen, Zeitdruck, wenig Schlaf, reichhaltiges Essen und alte Rollenbilder belasten Körper und Nervensystem.
Es ist nicht das Fest selbst, das uns erschöpft.
Es ist das, was wir alles hineinpacken.
Wenn wir ehrlich sind, bräuchten wir Weihnachten oft dringender als Pause, nicht als gesellschaftliches Projekt.
Zwischen den Jahren: Die Zeit, die uns eigentlich retten könnte
(wenn wir sie lassen würden)
Kaum sind die Feiertage vorbei, füllen wir die „freien Tage“ mit all dem, was wir das ganze Jahr nicht geschafft haben: Aufräumen. Menschen treffen. Listen schreiben. Liegengebliebenes erledigen.
Dabei waren die Tage zwischen Weihnachten und dem 6. Januar ursprünglich für etwas ganz anderes gedacht: für Stille, für Rückzug, für Neuorientierung. Die sog. Rauhnächte entstanden aus dem Bedürfnis, in einer Zwischenwelt innezuhalten:
„nicht mehr das alte Jahr, noch nicht das neue“. Eine Phase, in der wir ausatmen dürfen.
Ayurvedisch ist dies eine Zeit, die nach Wärme, Ruhe und Struktur verlangt. Genau das beruhigt Vata und baut Ojas auf: unsere innere Kraftquelle.
Doch wir übergehen diese Einladung oft. Aus Gewohnheit. Aus Angst vor Stille. Oder weil wir glauben, wir müssten vor dem 31. Dezember „fertig werden“.
Der 1. Januar: Der große Irrtum der frischen Energie
Viele von uns starten ins neue Jahr mit dem Gefühl: „Morgen wird alles anders.“
Doch unser Körper kennt diesen Kalender nicht. Er trägt exakt die Energie weiter, die wir ihm zuvor zugemutet haben.
Ein erschöpfter Dezember wird niemals zu einem kraftvollen Januar.
Das ist Physiologie, nicht Charakterstärke.
Die Frage ist also nicht:
„Was will ich im neuen Jahr erreichen?“
Sondern:
„Mit welchem inneren Zustand möchte ich dieses Jahr beginnen?“
Wie es anders geht: Drei Entscheidungen, die wirklich etwas verändern
Keine 20 neuen Routinen, die wir im Februar vergessen. Sondern drei klare Entscheidungen, die Ihren Dezember – und damit Ihren Januar – neu prägen können.
1. Ich mache weniger und zwar bewusst weniger als gedacht
Wir wissen, dass Reduktion entspannt. Wir wissen, dass Erwartungen stressen.
Und dennoch überladen wir die Adventszeit wie kein anderes Zeitfenster.
Eine einfache Übung:
Schreiben Sie alles auf, was Sie „noch machen wollen/ müssen“ und streichen radikal die Hälfte! Nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Selbstfürsorge.
Ihr parasympathisches Nervensystem, unser Ruhesystem, reagiert spürbar:
Der Atem wird tiefer, der Puls sinkt, die Muskelspannung lässt nach.
2. Ich baue Stabilität über kleine Rituale und nicht über große Veränderungen
Nicht die große Morgenroutine verändert uns. Sondern das, was wir täglich tun:
• eine warme Mahlzeit am Tag
• früher ins Bett gehen
• 10 Minuten Pause ohne Bildschirm
• ein kurzer Spaziergang
• eine bewusste Tasse Tee in Stille
Diese scheinbar simplen Handlungen senken Cortisol, stärken Ojas, beruhigen Vata und geben dem Körper Orientierung. Sie sind unspektakulär, aber wirksam.
3. Ich plane das neue Jahr erst, wenn ich wieder klar denken kann
Zwischen den Jahren ist nicht die Zeit für große Ziele. Es ist die Zeit für innere Orientierung:
• Was hat mich dieses Jahr gestärkt?
• Was hat mich geschwächt?
• Was möchte ich nicht mehr mitnehmen?
• Was möchte ich bewahren?
Klarheit entsteht erst, wenn das Nervensystem beruhigt ist. Physiologisch bedeutet das: weniger Cortisoldruck und deutlich bessere Emotionsregulation:
Vielleicht schlafen Sie ein wenig tiefer.Vielleicht atmen Sie öfter durch. Vielleicht lachen Sie mehr, weil Sie weniger gehetzt sind. Vielleicht spüren Sie wieder, was Ihnen wirklich wichtig ist.
Es sind nie die großen Veränderungen, sondern immer kleine Zeichen, dass Ihr System zur Ruhe kommt. Und genau dort beginnt echte Regeneration!
Erst wenn Klarheit da ist, darf Planung folgen, nicht umgekehrt.
Vielleicht ist es dieses Jahr Zeit für ein anderes Ende
Vielleicht könnte dieses Jahresende das erste sein, an dem Sie nicht über sich hinausgehen.
Das erste, an dem Sie nicht hoffen, „dass es bald ruhiger wird“ , sondern es selbst ruhiger machen. Das erste, an dem Ihr Nervensystem nicht bis zum Anschlag gefüllt. ist
Denn das neue Jahr beginnt nicht mit einem Feuerwerk.
Es beginnt mit Ihrem inneren Zustand.
Und der entsteht heute, nicht am 1. Januar.

