Und die Not-To-do Liste hilft Ihnen auch nicht weiter? Willkommen im Club!
In diesem Artikel zeige ich auf, warum Sie sich vielleicht so oft wie ein überladener E-Mail-Posteingang fühlen, wie Sie positiven und negativen Stress unterscheiden können und wie Sie die ersten echten Warnsignale wahrnehmen können, um nicht in eine chronische Stresssituation zu geraten.
Was bedeutet Überforderung eigentlich und was passiert im Körper, wenn wir überfordert sind?
Überforderung ist definitiv mehr als nur ein bisschen Stress. Sie entsteht, wenn die Anforderungen von außen oder innen dauerhaft unsere Ressourcen übersteigen. Wenn wir uns überfordert fühlen, reagiert unser Körper mit einer Stressantwort. Diese ist ursprünglich ein sinnvoller Überlebensmechanismus, der im Körper zusätzliche Kräfte mobilisiert und uns so in akuten Gefahrensituationen schützt. Doch wenn die Überforderung chronisch wird, bleibt dieser Mechanismus dauerhaft aktiv. Das hat weitreichende Folgen für unsere körperliche und psychische Gesundheit.
Im Zentrum steht die sogenannte HPA-Achse, also die Verbindung zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Nebennierenrinde. Als Reaktion auf Stress wird über sie im Wachzustand eine vermehrte Cortisol-Ausschüttung gesteuert, unser zentrales Stresshormon. Kurzfristig macht uns das wacher und leistungsfähiger. Doch wenn der Cortisolspiegel über längere Zeit erhöht bleibt, kann das zu Schlafstörungen, Gewichtszunahme, einem geschwächten Immunsystem, erhöhter Entzündungsneigung und letztlich zu Erschöpfung oder Burnout führen.
Gleichzeitig wird unser vegetatives Nervensystem aus dem Gleichgewicht gebracht: Der Sympathikus, der für Aktivität und Anspannung zuständig ist, dominiert. Der Parasympathikus, der für Regeneration und Entspannung sorgt, wird unterdrückt. Das zeigt sich unter anderem in einem erhöhten Puls, flacher Atmung, Muskelanspannung und Verdauungsproblemen, da der Körper in Stressphasen die Verdauung herunterfährt.
Auch das Hormonsystem gerät aus dem Takt. Bei Frauen kann es zu Zyklusstörungen kommen, bei allen Geschlechtern zu Libidoverlust, Stimmungsschwankungen oder einem allgemeinen Gefühl der inneren Unruhe. In der Schulmedizin wird Überforderung meist als Stressfolge oder im Rahmen eines Erschöpfungssyndroms bzw. Burnouts betrachtet. Der Fokus liegt auf der Diagnostik, um körperliche Ursachen auszuschließen, und auf der Behandlung der Symptome. Häufig kommen psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz, ergänzt durch Entspannungsverfahren wie MBSR oder progressive Muskelentspannung. In schwereren Fällen werden auch Medikamente wie Antidepressiva oder Schlafmittel verordnet. Ziel ist es, die akute Belastung zu reduzieren und die Funktionsfähigkeit wiederherzustellen.
Aber wodurch entsteht und woher kommt dieses Gefühl?
Oft sind es nicht nur äußere Umstände, sondern auch Ihre inneren Antreiber, die Sie in die Überforderung treiben können: Der Wunsch, alles perfekt zu machen, die Angst, nicht zu genügen, das ständige „Ich muss noch schnell…“.
Wenn Sie für sich keine klaren Grenzen setzen oder sich selbst nicht genug Raum geben, geraten Sie schnell aus dem Gleichgewicht. Doch Überforderung ist nicht nur ein individuelles Thema. Auch unsere Lebensumstände und die Gesellschaft, in der wir leben, spielen eine große Rolle. Die aktuelle politische und gesellschaftliche Gesamtlage im Außen verstärkt häufig das Gefühl einer Überforderung. Unsere moderne Welt ist schnell, laut und voller Reize. Wir sind ständig erreichbar, vergleichen uns auf Social Media, jonglieren Beruf, Familie und Selbstoptimierung. Multitasking ist zur Norm geworden, Pausen gelten oft als Zeichen von Schwäche.
Die Anforderungen von außen sind hoch, doch noch häufiger sind es die erwähnten inneren Antreiber, die uns unter Druck setzen. Ein bewusster Umgang mit diesen Dynamiken kann Ihnen helfen, sich wieder mehr Freiraum und Klarheit zu schaffen. Aber keine Sorge, Sie müssen nicht gleich Kurse zum Thema Mindset und Resilienz belegen oder sogar Ihr gesamtes Leben ändern. Es gibt einfache, aber bedeutende kleine, alltagstaugliche Maßnahmen, die Sie wieder in Ihre Balance bringen können, die Sie zurück zu Ihrer inneren Stärke führen.
Körperliche Anzeichen
Schauen wir aber zunächst darauf, woran man erkennen kann, dass es an der Zeit ist zu handeln. Als Physiotherapeutin verfüge ich über einen geschulten Blick und eine besondere Sensibilität, um Zeichen von Überforderung auch sehr häufig auf der körperlichen Ebene sofort zu erkennen.
Typische Anzeichen, die ich bei meinen Klientinnen und Klienten beobachte, sind zum Beispiel folgende, die Sie vielleicht ebenfalls kennen:
- Muskelverspannungen, vor allem im Nacken, Schultergürtel und Rücken. Das ist oft ein Zeichen für chronische Anspannung durch Stress.
- Flache Atmung oder eine Tendenz zur Hyperventilation. Viele überforderte Menschen atmen unbewusst nur in den Brustkorb, was das Nervensystem zusätzlich aktiviert.
- Zähneknirschen oder Kieferpressen (Bruxismus), oft verbunden mit Kiefergelenksbeschwerden.
- Unruhe im Körper wie beispielhaft unruhige Beine, ständiges Wippen mit den Füßen oder Nesteln mit den Händen. Das kann auf eine sympathische Übererregung hinweisen.
- Sehr häufig treten Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Verstopfung oder Reizdarm auf. Der Darm reagiert sehr sensibel auf psychische Belastung und die Wenigsten verbinden dies mit ihrer Stressbelastung im Alltag.
- Haltungsveränderungen, wie ein eingesunkener Brustkorb oder ein nach vorne gezogener Kopf, was auf eine innere Schutz- oder Rückzugsreaktion hindeuten kann.
Ein Blick aus ayurvedischer Sicht
Ayurveda sieht Überforderung als Ausdruck eines Ungleichgewichts im gesamten System von Körper, Geist und Seele, häufig verbunden mit einer Vata-Dysbalance. Im Ayurveda ist das Gefühl der Überforderung häufig ein Zeichen für ein erhöhtes Vata-Dosha. Vata steht für Bewegung, Leichtigkeit und Veränderung – doch wenn es zu viel wird, zeigt sich das in Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen und einem Gefühl der inneren Leere.
Der ayurvedische Behandlungsansatz beginnt mit einer Konstitutionsanalyse und einer fundierten Anamnese, um die Ursachen für das aktuelle Ungleichgewicht zu ermitteln. Erst dann werden Maßnahmen festgelegt. Sie sind in meiner Beratung immer ganzheitlich fundiert und individuell. Das übergeordnete Ziel dabei ist es, Ihr Nervensystem langfristig zu beruhigen, körperliche und psychische Beschwerden zu lindern und Sie in Ihre Balance zurückzubringen – mit einer individuell abgestimmten ayurvedischen Begleitung, die Erdung, Struktur und Selbstfürsorge in Ihren Alltag bringt.
Meine Erfahrung zeigt und mein Verständnis meiner Arbeit ist, dass sowohl die Schulmedizin als auch der Ayurveda ihre jeweilige natürliche Berechtigung haben. Beide lassen sich wunderbar kombinieren. Ärztinnen und Ärzte nutzen die vielfältigen Möglichkeiten einer fundierten Diagnostik wie z.B. eine Blutuntersuchung und können so schnelle Hilfe bei akuten Belastungen bieten. Wie großartig, dass wir diese Möglichkeiten für uns bei Bedarf nutzen können und den Zugang dazu haben. Der Ayurveda hingegen setzt deutlich früher an. Er stellt die Prävention, die Krankheitsvermeidung, in den Vordergrund, stärkt den Ansatz der Selbstregulation und fördert langfristig die innere Balance. Wenn Sie beide Perspektiven einnehmen, können nicht nur Ihre akuten Beschwerden und Symptome gelindert werden, sondern Sie entwickeln ein tiefes Verständnis für Ihre Auslöser von Überforderung und werden damit in die Lage versetzt, diese zu transformieren. Langfristig ist es für Sie wichtig, Routinen zu etablieren, die Sie stärken.
Wichtig ist es, Frühwarnzeichen zu erkennen und diese ernst zu nehmen!
Das Gefühl von Überforderung kommt selten plötzlich. Meist kündigt sie sich schleichend an, mit kleinen Signalen, die wir im Alltag oft übersehen oder ignorieren. Vielleicht schlafen Sie schlechter, sind gereizter als sonst oder haben das ständige Gefühl, nicht mehr hinterherzukommen, die To-do Liste wächst und wächst. Dies wie auch Ihre körperlichen Symptome ignorieren Sie zunächst oder schieben diese zur Seite, obwohl sie erste ernstzunehmende Hinweise des Körpers sind.
Hier gilt es anzusetzen: Wenn Sie lernen, diese Frühwarnzeichen bewusst wahrzunehmen, haben Sie eine Chance, rechtzeitig gegenzusteuern und sich selbst wieder in Balance zu bringen. Die berühmte Achtsamkeit im Alltag ist hier ein wichtiger Schlüssel J
Wenn Sie sich im Moment überfordert fühlen: Mit diesem Gefühl sind Sie nicht allein!
Rund zwei Drittel der Deutschen fühlen sich manchmal oder häufig gestresst. Die Techniker Krankenkasse veröffentlichte 2021 die Studie „Entspann Dich, Deutschland!“, in der rund 70 Prozent der Befragten angaben, sich gestresst zu fühlen. Hauptursachen: Arbeit, hohe Ansprüche an sich selbst und ständige Erreichbarkeit. Laut WHO ist Stress eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. Chronische Überforderung kann zu Burnout, Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlafstörungen führen.
Selbstfürsorge ist demnach kein Luxus, sondern essenziell für Sie und die Gesellschaft, denn wer gut für sich sorgt, ist leistungsfähiger, resilienter und kann in höherem Maß auch für andere positiv wirksam sein.
Warum Überforderung auch eine Chance sein kann
So unangenehm sich Überforderung anfühlen mag, sie hat auch eine wichtige Funktion: Sie ist ein inneres Warnsignal, das uns zeigt, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wer genau hinhört, kann darin eine Einladung zur Veränderung erkennen.
In der Schulmedizin wird Stress als eine physiologische und psychologische Reaktion auf innere oder äußere Anforderungen verstanden. Er ist zunächst neutral und kann sowohl positiv (Eustress) als auch negativ (Distress) wirken. Überforderung hingegen ist ein Zustand, der meist aus chronischem oder zu starkem Stress entsteht. Sie tritt ein, wenn die eigenen Ressourcen nicht mehr ausreichen, um den Anforderungen gerecht zu werden. In der Schulmedizin ist Überforderung also ein Folgezustand von anhaltendem oder nicht bewältigtem Stress.
Fazit: Stress ist der Reiz, Überforderung ist die Reaktion, wenn der Reiz zu groß oder zu langanhaltend ist.
Wenn Sie sich in diesem Artikel wiederfinden und eine Begleitung brauchen, bin ich für Sie da. Wir decken die Ursachen für Ihre persönliche Überforderung auf und finden Wege, wie Sie dieses Gefühl auf Dauer aus Ihrem Leben streichen: https://www.stefanie-schwarz.de/jetzt-buchen/